Psilocybin gegen Depressionen

Psilocybin gegen Depressionen: Ein neuer Ansatz in der Therapie

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Für viele Betroffene sind herkömmliche Antidepressiva nicht wirksam, insbesondere bei therapieresistenten Depressionen. Doch in den letzten Jahren hat sich ein neuer Hoffnungsträger in der Behandlung etabliert: Psilocybin, der Wirkstoff in Magic Trüffeln, zeigt in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse bei der Therapie von Depressionen. Doch wie funktioniert Psilocybin bei Depressionen, welche Risiken gibt es, und warum sprechen Experten wie Gerhard Gründer von einem Paradigmenwechsel in der Psychiatrie? 

Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Psilocybin als psychedelische Substanz in der Behandlung von Depressionen, erklärt die wissenschaftlichen Grundlagen und beantwortet häufig gestellte Fragen.

Was ist Psilocybin und wie wirkt es?

Psilocybin ist ein halluzinogener Wirkstoff, der in bestimmten Pilzarten, den sogenannten Magic Mushrooms oder Trüffeln, vorkommt. Im Körper wird Psilocybin zu Psilocin umgewandelt, das auf die Serotoninrezeptoren im Gehirn wirkt.

Für Nerds: insbesondere auf den 5-HT2A-Rezeptor. 

Diese Interaktion verändert die Wahrnehmung von Raum und Zeit, intensiviert Emotionen sowie Sinneswahrnehmungen und kann bei höheren Dosen zu tiefgehenden psychedelischen Erlebnissen führen.

In der Psilocybin-Therapie werden jedoch kontrollierte Dosen verabreicht, oft zwischen 10 und 25 Milligramm, abhängig von der Studie und dem Patienten. Anders als bei Freizeitkonsum steht hier die Wirkung zu Therapiezwecken im Vordergrund. 

Studien zeigen, dass Psilocybin im Gehirn die neuronale Plastizität fördert, was bedeutet, dass sich Verbindungen zwischen Nervenzellen flexibler anpassen können. Dies könnte erklären, warum Psilocybin bei Depressionen helfen kann, indem es starre Denkmuster und Gedankenschleifen auflöst und neue Perspektiven ermöglicht.

Warum Psilocybin bei Depressionen?

Depressionen sind oft durch negative Gedankenschleifen, emotionale Taubheit und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Problemlösung gekennzeichnet. Herkömmliche Antidepressiva wirken bei etwa einem Drittel der Patientinnen und Patienten nicht ausreichend – ein Zustand, der als therapieresistente Depression bezeichnet wird. Genau hier, also wo die herkömmliche Behandlung an ihre Grenzen stößt, setzt die Psilocybin-Therapie an.

Klinische Studien, etwa am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim oder an der Universität Zürich, haben gezeigt, dass Psilocybin depressive Symptome signifikant lindern kann. In einer Studie berichteten Patienten nach einer einzigen Psilocybin-Sitzung von einer Verbesserung ihrer Stimmung, die Wochen bis Monate anhielt.

Experten betonen, dass die positive Wirkung von Psilocybin nicht nur auf den psychedelischen Effekt zurückzuführen ist, sondern auch auf die begleitende Psychotherapie, die die Erfahrung integriert.

Deswegen hier ein kleiner Reminder, nicht auf eigene Faust zu versuchen, ernsthafte Krankheiten selbst zu behandeln. 

Katrin Preller von der Universität Zürich erklärt, dass Psilocybin das Gehirn in einen Zustand höherer Offenheit versetzt. Dies ermöglicht es Patientinnen und Patienten, belastende Erlebnisse neu zu bewerten und emotionale Blockaden zu lösen.

Im Gegensatz zu Antidepressiva, die täglich eingenommen werden müssen, reicht oft eine oder wenige Psilocybin-Sitzungen, um langfristige Effekte zu erzielen. 

Hinzu kommt, dass Psilocybin anders als viele Antidepressiva nicht abhängig macht.

Studien zu Psilocybin und ihre Ergebnisse

Die Forschung zu Psilocybin gegen Depressionen hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Eine bahnbrechende Studie am Imperial College London zeigte, dass Psilocybin die Aktivität im sogenannten Default Mode Network (DMN) des Gehirns reduziert, das bei Depressionen oft überaktiv ist. Dieses Netzwerk ist für Selbstreflexion und Grübeleien verantwortlich.  

Das sind genau die Aspekte, die bei depressiven Menschen besonders ausgeprägt sind.

Eine weitere Studie, durchgeführt am Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim, untersuchte die Wirksamkeit von Psilocybin bei therapieresistenten Depressionen. Die Ergebnisse waren auch hier vielversprechend: Viele Probanden berichteten von einer deutlichen Linderung ihrer Symptome, wobei die Effekte länger anhalten als bei herkömmlichen Behandlungen. Dennoch betonen Forscher, dass Psilocybin kein Wundermittel ist. Nebenwirkungen, die auftreten können, wie vorübergehende Angst oder Übelkeit während der Sitzung, müssen sorgfältig überwacht werden.

Die Weiterführung der klinischen Prüfung ist entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Psilocybin langfristig zu bestätigen. Experten ist aber jetzt schon klar, dass die bisherigen Daten einen klaren Paradigmenwechsel in der Psychiatrie andeuten.

Psilocybin im Vergleich zu anderen Substanzen

Neben Psilocybin wird auch MDMA, ein synthetisches Amphetaminderivat, in der Therapie von psychischen Erkrankungen wie posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) untersucht. Während MDMA eher empathie- und verbindungsfördernd wirkt, hat Psilocybin einen introspektiveren Charakter, hilft dir also eher, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen. Das kann besonders bei Depressionen hilfreich sein. Beide Substanzen gehören zu den psychedelischen Substanzen, unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirkung und ihrem Einsatz.

Ein weiterer Vergleichspunkt ist LSD. Psilocybin und LSD teilen viele Eigenschaften, doch Psilocybin hat eine kürzere Wirkungsdauer (ca. 4–6 Stunden gegenüber 8–12 Stunden bei LSD), was es für therapeutische Settings praktischer macht. Dennoch ist die Forschung zu LSD in der Therapie von Depressionen weniger fortgeschritten als bei Psilocybin.

Häufige Fragen zur Psilocybin-Therapie

Ist Psilocybin gegen Depressionen zugelassen?

In den meisten Ländern ist Psilocybin derzeit nicht als Medikament zugelassen. Es wird jedoch in klinischen Studien getestet, und einige Länder, wie die USA, haben Psilocybin für die Forschung als „Breakthrough Therapy“ eingestuft, was die Zulassung beschleunigen könnte.

Wie sicher ist die Psilocybin-Therapie?

Unter kontrollierten Bedingungen und mit professioneller Begleitung gilt die Psilocybin-Therapie als sicher. Nebenwirkungen wie Angst, Übelkeit oder Verwirrung sind meist vorübergehend. Dennoch ist die Therapie nicht für alle geeignet, insbesondere nicht für Menschen mit bestimmten psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie. Ein Gespräch mit einem Experten im Voraus ist also unverzichtbar.

Wie unterscheidet sich Psilocybin von Antidepressiva?

Während Antidepressiva täglich eingenommen werden und die Symptome oft nur dämpfen, kann Psilocybin in wenigen Sitzungen tiefgreifende Veränderungen bewirken und Probleme an ihrem Ursprung bekämpfen. Es zielt darauf ab, die Ursachen der Depression anzugehen, anstatt nur Symptome zu lindern.

Wer sollte Psilocybin nicht einnehmen?

Menschen mit einer Vorgeschichte von Psychosen, schweren Herzproblemen oder bestimmten Medikamenten (z. B. Antidepressiva, die Psilocybin dämpfen könnten) sollten Psilocybin meiden. Eine gründliche ärztliche Abklärung ist essenziell.

Fazit 

Psilocybin gegen Depressionen ist mehr als nur ein Forschungstrend oder Hype. Es könnte die Art und Weise, wie wir psychische Erkrankungen behandeln, grundlegend verändern. Die bisherigen Studien zu Psilocybin zeigen, dass der Wirkstoff in Magic Mushrooms das Potenzial hat, depressive Symptome zu lindern, insbesondere bei therapieresistenten Depressionen. Man könnte sagen, dass wir kurz vor einem medizinischen Durchbruch stehen und das dank der Natur.

Dennoch steht die Forschung erst am Anfang. Die Weiterführung der klinischen Prüfung ist notwendig, um langfristige Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Für Betroffene, die unter Depressionen leiden, bietet Psilocybin jedoch eine vielversprechende Perspektive – eine, die Hoffnung auf ein Leben mit weniger Leid gibt.

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